Mein VR6-Projekt

                                                                            

Nach meinem Fahrradunfall (Schlüsselbeinbruch) hatte ich über 7 Monate Zeit mir Gedanken zu machen ob ich überhaupt (war ja eigentlich nie die Frage!) und was ich Jetta-Technisch nun machen wollte.

Die ersten Ideen schwirrten im Kopf herum.
Nachdem sich bei mir der Sinn nach Leistung und "nix-mehr-Taxi" festgesetzt hatte, war klar, dass da nur was mit viel Hubraum und nur als reiner 2-Sitzer in Frage kommen würde.

Aber als ich richtig auf die Suche nach einer guten zweitürigen Basis ging, war schnell zu merken, wie schwierig es war einen guten Zweitürer zu finden.

In drei Monaten hatte ich gerade mal 5 Zweitürer aufgetan. An denen waren aber die typischen Probleme derart Stark ausgeprägt, dass ich allein deswegen keine Lust hatte vorab die Karosse noch Grundlegend zu sanieren.

Durchgegammelte Holme, üble Heckschäden, Wassereinbrüche oder ganz einfach Fahrzeuge die aufgrund der Serien-Motorisierung/Ausstattung (GT/16V o.ä.) später zu einer finanziellen Katastrophe führen würden.
Ich wollte speziell darauf achten, eine Basis mit sehr einfacher Ausgestattung und schwacher Motorisierung zu ergattern.

Nach Monaten entdeckte ich auf dem Hinterhof einer Tankstelle "meinen" Jetta;
  
55 PS, natürlich Zweitürer, UND seeeehr schwache Ausstattung. Würde heute sagen, weniger als "C"
Nicht mal Aschenbecher, Uhr oder die einfachste Grundausstattung die mir bis dahin bekannt war.
Aber dafür sogar mit AluLine Cup Felgen, Fahrwerk, 'dicken' Auspuff…. Und mit Motorschaden für gerade mal 250,-€

Einziger Haken: mit einem Baseballschläger hat sich jemand an der C-Säule auf der Fahrerseite vergangen. Das sah echt fies aus.
Da aber der Rest wirklich Top war, so gesehen nur ne unwichtige Kleinigkeit.

Als der Jetta in meiner ersten Halle Stand, gabs kein Halten mehr. Das jahrelange Warten hatte ein Ende *gier!!*
In kürzester flog alles raus.
Als er völlig leer war konnte man die ganze Pracht eines Jetta´s erkennen. Die geniale Basis für DAS Projekt.

Nun gings richtig los. Motorraum sauber und glatt machen. Spritzwand raus,

sämtliche Dichtungsmasse entfernen, unnötige Löcher verschließen.
Karosserietechnisch kamen neue Türen, Bj. 92 (!), die aus tschechischer Produktion. Teilverzinkt und schon mit dem Seitenaufprallschutz des späteren Golf III. Beifahrerseite wurde der Türgriff ersatzlos gestrichen, Fahrerseitig kam der vom Audi 80 (B4) hinein (schön Glatt!). Die vorderen Kotflügel wurden gegen  

neuere ersetzt, weil für die 195´er Bereifung die Bördelung sehr unfachmännisch gemacht wurde, und diese darum am Gammeln waren. Außerdem sollte aus der Serienbördelkante die nötige Abdeckung für die zu erwartende breitere VR6 Spur entstehen.
Da die hinteren Kotflügel ja aufgrund der 2-türigkeit der Karosse weit mehr
zulassen, wurde hier richtig Hand angelegt. Erstmal die 3 Bleche voneinander

getrennt, dann ein Rundholz dazwischen und die vorhandene Serienbördelkannte so richtig nach außen getrieben. Allein an diesem Treiben habe ich pro Seite 2 Tage gesessen. Ich vermag gar nicht mehr darüber nachzudenken, wieviel tausend Mal ich mit dem Karosseriehammer darauf herumgedengelt habe. Nach Beendigung der Dengelei wurden dann die

Außenbleche schön auf Spannung rausgedrückt und wieder mit den Innenblechen verschweißt. Daraus hat sich im Endeffekt ne Verbreiterung der Karosse von ca. 50 mm pro Seite ergeben! Da das gesamte Seitenblech mitgezogen wurde, hält sich die wirkliche Breite glücklicherweise optisch zurück. Ich hab es mal zum Federbein gemessen. Ins Radhaus würde problemlos ein
255´er Reifen reingehen. Ohne, dass er auffällig raussteht. …aber nee, kommt

was Dezenteres.

Da ich so richtig in Blechlaune war, wurde der vordere Holm für den geplanten VR6 Motor „bearbeitet“. Ein Kawasaki-Tankdeckel kam rein. Die VR6 Handbremsenaufnahme, an den „neuen“ Kotflügeln kamen Blinkerlöcher für die des Dreier Modells und am rechten Koti Kühlschlitze eines Mercedes Sprinters. Alle unwichtigen Löcher wurden verschlossen: zweiter Wischer, Antenne, Heckembleme, usw.

Da dieser Jetta nur als Zweisitzer zum Einsatz kommen soll, wird eine ordentliche Musikanlage reinkommen. Dafür wurde die achso bekannte hintere Blechlandschaft verändert. Die „Hutablage“ wurde unter Beibehaltung der WICHTIGEN VERSTÄRKENDEN vorderen Winkelleiste, um die Hälfte in der Tiefe gekürzt. Das große Blech (wo die Rückbank gegen kommt) flog ersatzlos raus.

Eine große Anlage braucht Strom. Da die Batterie(en) nicht mehr in den      

Motorraum kommt, muss ein neuer Platz her. Weil ich eigentlich 2 davon einplane und der Kofferraum in seiner Gesamtgröße nicht allzu sehr schrumpfen darf (wegen Rollstuhl!!!) musste eine besondere Lösung her. Also wurde eine Kiste gebaut, die zwischen Reserveradmulde und Heckabschlußblech  nach unten reinkam. Diese ist quasi mit dem Kofferraumboden bündig und „hängt“ von oben eingesetzt

zwischen den Endrohren. Die Breite ist ausreichend für zwei 90 A Batterien!  …mal schauen was ich brauche ;-)



Ich hatte zwar schon im Laufe der Zeit viele VR6 Teile zusammengetragen, aber eines Tages kam ich völlig unerwartet zu dem Besten, was einem bei solch einer Aktion passieren kann. Ein kpl. Spenderfahrzeug. Ein 93´er Golf VR6 mit Heckschaden, 98tkm gelaufen, 1. Hand, von der Frau eines VW-Händlers und eine Woche vor dem Crash gab´s erst die große Inspektion. Gerade mal 1200,- DM habe ich zahlen müssen. Eine Woche Später konnte ich die darin befindliche Lederausstattung für 1700,- DM wieder verkaufen. Somit bin ich bei der Sache sogar noch mit einem Plus raus gekommen. Also war alles da, was ich brauchte.

Nachdem der Jetta-Unterboden soweit eigentlich keine weitere Beachtung

brauchte und der U-Schutz nur teilweise erneuert werden musste, ging es bald an den Einbau der ersten VR Teile. Tank, sämtliche Leitungen usw. kam unverändert rein.

Die Achsen wurden vorher gründlich gereinigt und farblich „etwas“ aufgewertet. Sowie gleich mit den Bonrath PU Lagern ausgerüstet. …wenn man schon dabei ist

Da ja alles bei VW quasi wie ein Baukastensystem ist, gab es beim Wiederzusammenbau

keine bzw. wenig Verzögerung oder Probleme. ...wenn überhaupt, dann war ich selber daran Schuld oder hatte mal wieder zu verrückte Ideen.

Da die Arbeiten im Motorraum schon recht weit Fortgeschritten waren, der als einzelner auch schon fertig lackiert war, gesellten sich eines Freitags-Abend so viele Schrauber-Freunde zusammen, das das 6-Zylindrige-Teil im Handumdrehen reingesetzt wurde. …so schnell kann´s gehen.
Der vordere Motorträger ist allerdings etwas zeitintensiver gewesen. Ich habe ihn aus Zweier- und Dreierteilen geschweißt. Lässt den Motor vorne etwas tiefer sitzen als sonst. Find ich persönlich schöner und dadurch fallen die evtl. Hauben- und Riemenscheibenprobleme weg.  

Wenn schon so eine Umbauaktion, dann sollte das ein oder andere natürlich

richtig gemacht werden. Da ich es als Elektriker natürlich mit den Kabeln habe, konnte ich´s nicht lassen den Motorkabelbaum so zu verändern, dass man ihn später kaum noch oder garnicht mehr sieht.
OK, hat mich doch echt 3 Monate gekostet. Klar nicht jeden Tag, aber in der Zeit habe ich wenn dann nix anderes am Jetta gemacht. Gut, die fehlenden Anschlüsse zur Kühlung und Heizung noch. Diese dann noch nach meinen Vorstellungen abgeändert. Aber die meiste Zeit habe ich nur gelötet. Ein Teil des Kabelbaums ist um 80 cm der andere um 120 cm länger geworden. Insgesamt 84 Leitungen!!! Je zweiseitig gelötet, und dann mit Schrumpfschlauch … usw. Manche meinten, ich hätte sie nicht alle!

Als ich mit der Kabelverlegung in den letzten Zügen war, kamen sie wieder, DIE Schrauber-'Freunde'. > „fertig werden...!!!“, hieß es immer wieder. Ich wollte aber erst am folgenden Samstag das „Triebwerk“ zum ersten Mal starten. Aber eh ich mich versah wurde irgendwoher Sprit geholt und der Tank gefüllt, ...irgendwo eine Batterie aus nem anderen Wagen ausgebaut und angeklemmt. Leider steckte auch noch der Zündschlüssel im Schloss. Ich wollte mir ehrlich gesagt die Sache nicht mehr antun und gehen, aber dazu kam es nicht mehr. Nach gerade mal 2 Startversuchen und mit einem Ohrenbetaubenden Krach - Freitag um 23.30!!! UND nur das Hosenrohr war dran!!! - wurden im Jetta die 6 Zylinder ins Leben zurückgerufen. Ich konnte es nicht fassen. Der ganze Kram funktioniert. > alles selber gemacht!!! ICH??!! Hätte ich ehrlich gesagt doch nicht wirklich erwartet. Der Motor schnurrte wie ein Kätzchen (nur eben Saulaut!) GEIL, ein großer Schritt weiter.

Technisch war also alles soweit fertig und funktionierte. Karosserie war auch schon weitestgehend gemacht. Also ging es jetzt eigentlich nur noch um Kleinigkeiten bzw. die Optik  -  da ich eine sehr spezielle Lackierung im Kopf hatte, war es an mir selber dieses umzusetzten. Mehr möchte ich hier in Worten nicht drüber verlieren - die Bilder sprechen für sich  :-)

Fortsetzung folgt ...                                                                          » mehr Bilder


[ Bild test ]
26.12.2018